Entschleunigen im Alltag – So gelingt’s
Sobald der Tag startet, beginnt in den Leben der meisten Menschen auch die Hektik. Termine werden koordiniert, die Familie muss versorgt werden und die Arbeit kann auch nicht warten. Wenn man am Ende des Tages nach Hause kommt, sollte im besten Fall noch die Hausarbeit erledigt werden, das Fitnessstudio darf nicht zu kurz kommen aber auch die sozialen Kontakte wollen gepflegt werden. Wo bleibt da die Zeit für einen selbst? Ganz einfach, sie ist nicht da – außer man nimmt sie sich. Genau dafür ist die Entschleunigung gut. Das Leben einfach einmal einen Gang zurückschalten und sich die Zeit nehmen, die man für das eigene mentale Wohlbefinden dringend benötigt. Gerade im Zeitalter von Social Media, Smartphones und dauerhafter Vernetztheit und Erreichbarkeit, darf die Pause nicht vergessen werden.
Was genau bedeutet Entschleunigung?
Unter entschleunigen im Alltag versteht man, dass ganz bewusst Tätigkeiten und Entwicklungen verlangsamt werden. Die Beschleunigung des beruflichen und privaten Lebens wird aktiv gebremst und der eigene Fokus wird neu gelegt. Die Bewegung versucht gegen die immer hektischer werdende Welt anzukämpfen. Für viele ist es zur Gewohnheit geworden, die Arbeits-E-Mails zuhause zu checken und die privaten E-Mails schnell in der Mittagspause zu überprüfen. Der Kopf kommt nicht mehr zur Ruhe. Folgen sind Stress, Burn-Out, mentale Probleme, Schlafstörungen und vieles mehr. Der Begriff Entschleunigung beschreibt also den Vorgang, bei dem versucht wird, die physischen und mentalen To-Do-Listen wieder kleiner werden zu lassen und die Work-Life-Balance zu einer höheren Priorität zu machen.
Was passiert, wenn wir nicht genug auf uns achten?
Die Auswirkungen auf unseren Körper, unseren Geist und die Psyche können enorm sein, wenn wir nicht genug Pause machen und uns nicht genug Zeit für uns selbst nehmen. Stress und Hektik beeinflussen den Menschen auf unterschiedlichste Arten. Chronischer Stress versetzt den Körper beispielsweise in einen dauerhaften Aktivierungszustand. In Belastungssituationen reagiert der Organismus, indem er Hormone, Adrenalin und Kortisol freisetzt – der Köper wird also auf eine Kampf-oder Fluchtreaktion vorbereitet. In extremen Stresssituationen steigt der Blutdruck, die Bronchien weiten sich, um mehr Sauerstoff aufnehmen zu können, und die Blutgefäße verengen sich. Der Körper stellt sich auf einen höheren Energieverbrauch ein und wird handlungsbereit gemacht. Im Normalfall beruhigt sich der Körper wieder, nachdem die Stresssituation vorüber ist. Bei Dauerstress kann sich jedoch nicht ausreichend genug erholt werden und der Mensch befindet sich in einem dauerhaften Erregungszustand. Daraus resultieren ständige Erschöpfung, wenig Energie und weitere psychische und körperliche Folgen.
Körperliche Symptome von Stress:
Vor allem das Herz-Kreislauf-System wird durch zu viel Stress im Alltag stark beeinflusst. Typische Symptome sind hier erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck und verstärkte Ablagerungen in den Gefäßen. Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden oder Herzrhythmusstörungen zu entwickeln ist deutlich höher als bei bewusster lebenden Menschen. Auch Magen-Darm-Beschwerden sind nicht selten. Durch eine erhöhte Produktion von Stresshormonen wird auch mehr Magensäure produziert. Betroffene leiden häufiger an Sodbrennen. Auch chronische Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Verstopfung können eine Folge sein. Besonders Neurodermitiker bemerken Dauerstress im Leben schnell an der eigenen Haut. Der Juckreiz und die unangenehmen Entzündungen nehmen zu.
Psychische Symptome von Stress:
Das allgemeine Wohlbefinden wird durch Stress enorm belastet. Oft leiden Betroffene unter Nervosität, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und innerer Anspannung und Unruhe. Auf lange Sicht gesehen kann sich sogar eine Depression oder Burn-Out entwickeln. Die anhaltende Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und innere Leere setzen den Betroffenen enorm zu und lassen die Lebensqualität rapide sinken. Um eine Depression oder Burn-Out behandeln zu können, ist oftmals eine langwierige Psychotherapie und in vielen Fällen eine medikamentöse Behandlung notwendig.
Wie kann man entschleunigen?
Um die Symptome des Stress im Leben zu umgehen, müssen Achtsamkeit, die eigenen Gedanken und der bewusste Alltag an erster Stelle stehen. Damit dieses Ziel auch wirklich erreicht werden kann, gibt es verschiedenste Möglichkeiten, sein Verhalten weg vom Stress und hin zur Entschleunigung zu beeinflussen.
Ein wichtiger Punkt ist die Zeit. Gefühlt hat man sie nie, deswegen muss man sie sich nehmen. Zum Beispiel der Morgen ist eine gute Gelegenheit, um sich zehn Minuten mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. Starten Sie nicht mit Stress in den Tag, sondern setzen Sie sich entspannt an den Küchentisch oder in Ihr Bett, denken Sie über schöne Dinge nach oder meditieren Sie. Es gibt viele Möglichkeiten, um den Morgen ruhig zu gestalten und dann mit Entspannung in den Tag zu starten. Auch Spaziergänge im Alltag können helfen, um Stress abzubauen. Die Natur und frische Luft schaffen einen klaren Kopf, geben Kraft und sorgen für ein gutes Gefühl im Körper. Bewegung tut dem Menschen gut – versuchen Sie vielleicht Erledigungen zu Fuß durchzuführen oder zwischen Terminen kurz an die frische Luft zu kommen.
Ein sogenanntes “Digital Detox” hilft oft auch, um mehr Ruhe in das eigene Leben zu bringen. Hierbei wird versucht, weniger Zeit auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Facebook zu verbringen. Dort ist die Meinung und das Leben anderer sehr präsent. Ein dauerhaftes unterbewusstes Vergleichen der eigenen Lebensumstände mit deren anderer kann zu Stress führen. Lernen Sie, das Handy auch einmal wegzulegen und sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Das Thema Entschleunigung bezieht sich nicht nur auf den Beruf, sondern auch auf das achtsame Leben im privaten Umfeld. Dinge wirklich wahrzunehmen, wenn sie gerade passieren, gehört daher ebenso zum Entschleunigen, wie weniger Arbeit. Im ständigen Streben nach Glück und Freude verliert man manchmal vielleicht aus den Augen, wie dies überhaupt aussieht. Sie sitzen mit Freunden zusammen, lachen und haben eine gute Zeit? Atmen Sie langsam und tief durch, nehmen sie den Moment wirklich wahr und konzentrieren Sie sich auf die wichtigen Dinge in diesem Moment: Ihre positiven Gefühle. Versuchen Sie, jeden Tag ein bis zwei Sachen aufzuschreiben, die Sie glücklich gemacht haben oder schön waren. So kann das Verständnis dafür, was Freude überhaupt bedeutet, wieder mehr in den Fokus rücken.
Feste Mahlzeiten einzuplanen schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie bekommen leckeres Essen und Pausen sind automatisch in den Alltag integriert. Versuchen Sie also nicht, nebenbei schnell eine Scheibe Brot zu essen, sondern nehmen sie bewusst war, wenn sie essen, was sie essen und dass es sich zu diesem Zeitpunkt um eine Pause handelt, in der nicht gearbeitet wird. Die perfekte Zeit zum Entschleunigen sind natürlich auch Urlaube. Wenn Sie also in den Urlaub fahren, konzentrieren Sie sich nicht auf Ihre Aufgaben und die Arbeit, die zuhause wartete, sondern genießen Sie den Moment.
Wenn Sie ein paar dieser Tipps befolgen und gleichzeitig gut darauf achten, “langsamer” zu leben und Achtsamkeit zu priorisieren, werden auch Sie hoffentlich bald positive Entwicklungen und Auswirkungen auf ihren Alltag verspüren. Manchmal muss einfach einen Schritt zurückgetreten, drei Mal tief durchgeatmet und sich daran erinnert werden, dass kein Ziel so wichtig sein kann, wie die eigene körperliche und mentale Gesundheit.